Virginia center of creative arts | Virginia/USA 1998
Das Virginiacenter for Creative Arts in Virginia/USA bietet Künstlern aus allen Bereichen – Schriftstellern, Musikern, Fotografen, Komponisten, Malern und Bildhauern – die Möglichkeit, sich für die Dauer eines Projektes einzumieten, um in Ruhe arbeiten zu können. Nachdem es einen kulturellen Austausch zwischen Virginia und Salzburg gibt, bekommt Hartwig Mülleitner die Gelegenheit, für sechs Wochen nach Virginia zu gehen, um seine Kreativität weiterzuentwickeln.
Das Erste, was Hartwig in Virginia auffällt, ist, dass es noch grüner ist als in Österreich. Ihm wird schnell klar, dass er hier mit der Natur arbeiten möchte. Seine Arbeitsmaterialien sind wie er „eingewandert“: Die Klette, die an den Füßen importierter Rinder ins Land kam und sich dort rasch vermehrte, und die japanische Pflanze Kudzu, ein schnell wachsender Parasit, der bis zu einem Fuß am Tag wuchert. Als weiteren Schwerpunkt hat er sich das Thema „Erntedank“ gewählt, den Kreislauf der Natur, der in Virginia so intensiv
spürbar ist.
In seinen Arbeiten, die in Virginia entstanden sind, versucht er die typischen Charaktere des Landes einzufangen, um sie in einer anderen Form wiederzugeben. Jedes Land hat sein eigenes Erscheinungsbild. Virginia hat das eines weiten, reich mit Pflanzen gesegneten Landes. Den Immigranten Hartwig Mülleitner interessieren vor allem jene, die – wie er – nicht in den Staaten heimisch sind. Der Ästhet Hartwig ist vom viktorianischen Baustil mit seinen weißen Häusern aus Holz, mit den Säulenveranden und den weiß gestrichenen Zäunen um die Vorgärten angetan. Und der Naturfreund ist von den großen Flächen üppiger Natur fasziniert.
Alles, was nicht mehr vom Menschen bewohnt und genutzt wird, holt sich die Natur zurück.
Innerhalb kürzester Zeit ziehen Pflanzen in und über einst urbane Lebensräume ein – die Natur als
Bindeglied zwischen Menschenwerk und Natur.
Um mit der Klette zu arbeiten, braucht es nur die Klette und keine zusätzlichen Hilfsmittel. Je nachdem, ob man junge grüne oder ältere braune Kletten nimmt, wie man sie dreht und positioniert, verändert sich die Farbe und man kann Bilder, Muster und Ebenen schaffen. Wenn Hartwig in die Natur eingegriffen hat, dann nur mit der Natur selbst, indem er die Kletten mit Pflanzensaft eingefärbt oder Gras mit in die Klettenbilder eingewoben hat. Um seine Tätigkeit und Auseinandersetzung zu unterstreichen, wurden alle Bilder mit Begriffen aus der Landwirtschaft betitelt. So heißen sie etwa „Auslese“, „Sortenrein“ oder „Weidegeflecht“.