Schloßpark Plasy/Tschechien 2000
Als sich 1989 die Grenze zu Tschechien öffnete, tat sich eine kleine tschechische Künstlergruppe mit dem deutschen Bildhauer Hubert Huber und dem österreichischen Gründer des Büros für kulturelle Auslandsbeziehungen, Aldemar Schiffkorn, zusammen, um ein gemeinsames Künstlerevent zu organisieren. Bei dieser einen Aktion der „Grenzgänger“ sollte es nicht bleiben, es folgten noch viele weitere und bis heute findet ein intensiver Austausch zwischen den drei Ländern statt. Zehn Jahre nach der Grenzöffnung sollte dieses Jubiläum mit einem Skulpturenfest gefeiert werden – internationale Kunstschaffende waren eingeladen, aktiv daran teilzunehmen.
Spontan kommt Hartwig Mülleitner dem bereits lange gehegten Wunsch nach, einen Baumkreis nach keltischem Vorbild zu gestalten. Bei den Kelten spielten Bäume eine zentrale Rolle in ihrem sehr naturverbundenen Leben. So verehrten und würdigten sie an bestimmten Tagen und zu bestimmten Zeiträumen, die mit dem Mondrhythmus und den Jahreszeiten zusammenhingen, ihre Bäume. Hartwig pflanzt für jedes Jahr der Grenzgänge einen Baum. Jeder Baum steht aber auch für die verschiedenen Nationen und Künstler, für Leben, Veränderung, Wachstum, Zeit und Freiheit. Die Räume zwischen den Bäumen füllt er mit Sesseln. Nicht nur als Symbol, sondern auch als tatsächliche Möglichkeit zusammensitzen zu können, sich auszutauschen, zu reden und sich einzubringen.
Hartwig Mülleitner fertigt einen Stuhl und acht kleine Stuhlmodelle. Er überzeugt acht Künstler aus acht verschiedenen Ländern ihre individuell gestaltete Stühle für sein Kunstprojekt im Tausch gegen die Modellstühle herzustellen. Mülleitner platziert diese acht Stühle und seinen eigenen innerhalb des Baumkreise. Jeder Stuhl drückt die Individualität jeder Person aus, die ihren Platz im Gesamten findet. Einen Zwischenraum lässt er bewusst frei, damit die Möglichkeit bleibt, dass noch jemand dazukommen kann.