Kunstfeld | Hetzmannsdorf/Österreich 2003
Die weiche Hügellandschaft im niederösterreichischen Weinviertel mit ihren perfekt gezeichneten Zirkeln ist eine wunderschöne Kulisse für ein bildhauerisches Landschaftsprojekt. Gesamtkonzept und Organisation für das Projekt „Kunstfeld Hetzmannsdorf“ übernimmt der in Wien lebende Künstler Peter Paszkiewicz. Hartwig Mülleitner wird 2003 zusammen mit drei weiteren Bildhauern dazu eingeladen, eine der zwölf geplanten Steinstelen zu entwerfen und zu realisieren. Das internationale Skulpturenprojekt ist auf insgesamt drei Jahre (2003–2005) und drei Jahreskampagnen angelegt, zu der Kunstschaffende aus Deutschland, Österreich, der Tschechischen Republik, Norwegen und China eingeladen werden.
Die fast fünf Meter hohen Blöcke markieren deutlich die Wellenbewegung der Landschaft. Das Feld, das den Künstlern zur Verfügung steht, ist typisch für das Landschaftsbild des Weinviertels und kann von der Bundesstraße gut eingesehen werden. Die charakteristische, durch die Feldbewirtschaftung schraffierte Landschaft bildet die Basis zu den individuellen bildhauerischen Überwlegungen.
Die mit jeweils anderen Feldfrüchten bebauten, das Kunstfeld begleitenden Äcker bilden parallel laufende Horizonte und verstärken wie Zeilen die gerichtete Ordnung der Landschaft. Die Stelen machen diese Ordnung bewusst, verstärken ihrerseits durch den konstruktiven Dualismus zwischen horizontaler Bewegung der Landschaft und vertikaler Statik der Stelenreihe die Wahrnehmung einer Sinnhaftigkeit, die beides, Feld und Kunst, zu einem durch die Jahreszeiten sich ständig verändernden Zustand führt.
(Auszug aus dem Konzept „Kunstfeld Hetzmannsdorf“ von Peter Paszkiewicz)
Hartwigs Anteil an dem Projekt ist eine Stele, der er den Titel „Richtungswechsel“ gibt. Er platziert sein Kunstobjekt längs zur Ackerfurche. Die gerade laufende Ackerlinie wird in der Skulptur aufgenommen, bewegt sich an der Vorderseite der Stele hinauf, wird im oberen Teil „lebendig“, wechselt die Richtung und hüpft von einer Seite zur nächsten. Unten wieder angekommen, verlässt sie die Skulptur quer zu den Ackerfurchen.
Der Künstler wollte mit seiner Skulptur etwas „Gegenläufiges“ entwerfen, ein Symbol gegen das Mitläuferwesen. Seine Stele ist in diesem Sinn der Versuch etwas zu „verrücken“. Gesehen werden muss diese Grundidee vor dem (kultur-)politischen Hintergrund des Projektes, das nicht nur einiges an Aufmerksamkeit erregte, sondern diverse politische Grabenkämpfe ins Rollen brachte, die an dem ideellen Ziel, Kunst und Kultur zusammenzubringen, weit vorbeischossen. Die Künstler fühlten sich schon bald für politische Propaganda und persönliche Zwecke missbraucht und um ihr vertraglich zugesichertes Urheberrecht betrogen.
Die Kunst und die einzelnen Arbeiten der Künstler sind schon längst in den Hintergrund gerückt, die Botschaften, die in Zusammenhang mit dem Projekt wiedergegeben werden, gleichen zunehmend denen einer Bierzeltwahlveranstaltung. Immer wieder hat Hartwig erlebt, dass Kunst von Politikern für ihre ganz persönlichen Zwecke benutzt wurde und so Qualität und die eigentliche Bedeutung der Kunstobjekte in Banalitäten verloren gingen.