„Grünes Gewölbe“ Residenzschloss | Dresden/Deutschland 14.07.–28.07.2002
Hartwig Mülleitners Faszination durch Pflastersteine hat ihren Ursprung in Ostdeutschland, wo es kurz nach dem Fall der Mauer in vielen Gebieten schien, als sei die Zeit stehen geblieben. Statt asphaltierter Straßen schlängelten sich gepflasterte Wege durch das Land; Kilometer um Kilometer Granite und Bachsteine.
Diese Geschichte(n) nimmt der Künstler mit seinen Pflasterstein-Skulpturen auf. Dabei ergibt sich für den Betrachter ein ähnliches Phänomen wie bei einem Eisberg: Er kennt häufig nur seine Spitze, nicht aber jenen Teil, der sich unter der sichtbaren Oberfläche verbirgt.
Arbeiten mit Stein ist Arbeiten mit Geschichte. Hartwig Mülleitner will uns die Geschichten, die diese Steine erzählen können, wortwörtlich näher bringen.
Millionen von Jahren alte Entstehungsgeschichte – aus dem Berg gebrochen, rau und grob, zu Kuben zugehauen zur weiteren Verwendung als Pflaster und Randsteine, die Masse in der Erde verborgen, mit Zement aneinandergefügt, blank poliert durch Autos und Menschen, Sommer und Winter, Regen, Sonne und Schnee und vor allem Zeit – all das ist an diesen Steinen ablesbar. Wo mögen diese Steine wohl ihre Zeit verbracht haben? Was alles haben diese Zeitzeugen wohl erlebt? Die Niederschrift der Geschichte dieser stillen Beobachter am Straßenrand macht neugierig, beflügelt unsere Fantasie.
Hartwig gibt dem Pflasterstein die Möglichkeit, sich in seinem ganzen Umfang zu präsentieren: „Ein Pflasterstein will sich zeigen, wichtig machen, nicht nur die Oberfläche, sondern das volle Volumen zur Schau stellen. Von der Straße in die Galerie verrückt, sich selber hochgerückt, sich strecken, um ja wahrgenommen zu werden, einmal im Leben nicht getreten, sondern gesehen zu werden, einmal einem Zuhörer seine Geschichte erzählen zu können.“